Fahrbericht -

Autor: Dirk Bauer

Von den Freuden des Porsche-Fahrens

Da ich eigentlich recht große Stücke auf Porsche halte, fahre ich heuer meinen 5. Porsche, ein 996 Cabrio. Hierzu gibt es, leider, eine recht umfangreiche Story.
Mein erster Porsche war ein 924, mein zweiter ebenfalls, mein dritter ein 944, danach erst mal Pause.
 
 
Im Herbst 1996 wurde der Boxster vorgestellt. Meine Frau und ich waren zur Premiere eingeladen. Das Auto hatte es uns sofort angetan, war es doch endlich mal ein Meilenstein im Porsche-Design. Das langweilige Interieur des 964 bzw. 993 hatte mich immer abgehalten, so eine „Mühle“ zu kaufen. Auch das Käfer-mäßige Klicken der Türen gefiel mir nicht. Aber der Boxster war schon toll. Nach einem Tag Probefahrt, die das PZ Reutlingen ermöglichte, entschlossen wir uns, einen zu bestellen. Ausgeliefert wurde er am 15.5.1997. Wir hatten so ziemlich die ganze Ausstattung drin, auch eine gewaltige Tieferlegung und Distanzscheiben.

Natürlich genossen wir die ersten schönen Tage des Frühlings, der für uns aber nur ca. 1500km halten sollte. Denn zu diesem Zeitpunkt gab der Motor bei ca. 1800 U/min seinen Geist auf. Es klackte, schnarrte, dann ging er aus. Das war an einem Sonntag nachmittag. Wir riefen telefonisch den Porsche-Dienst an. Ein Abschleppwagen kam nach ca. 60 Minuten. Gottseidank hatte der Mann "Ahnung von tiefergelegten Autos" und riß uns sogleich den Frontspoiler auf.


 
Etwa 10 Tage später bekamen wir das Fahrzeug zurück, mit einem neuen Motor. Es folgten danach mehrere Werkstattaufenthalte. So wurden alle vier Dämpfer ausgetauscht, fast sämtliche Schalter im Innenraum gewechselt, mehrmals das Verdeck repariert, der klappernde Verdeckdeckel nachgespannt, die Hupe erneuert, das Kombiinstrument ersetzt, die Fenster nachgestellt und noch ein paar Kleinigkeiten erledigt, die schon fast untergingen.

Die Fahrdaten waren durchweg zufriedenstellend, gute Beschleunigung, wenn auch nur über 4500 U/min, erstklassige Höchstgeschwindigkeit von 262 km/h auf der A8 in Richtung München und recht guter Verbrauch von ca. 11 Liter Durchschnitt. Auch der Sound war nicht schlecht.

Die allgemeine Verarbeitung war unterdurchschnittlich. So waren die Spaltmasse sehr unterschiedlich und am Unterboden fehlte teilweise Unterbodenschutz. Wir hatten also bald die Nase voll.

Porsche 996 C4

Als der C4 vorgestellt wurde, waren wir wieder ins PZ Reutlingen eingeladen. Vorher hatten wir uns den 996 eigentlich nie so genau angeschaut, weil er meiner Meinung nach vom Design nicht harmonisch ist. Das Heck ist hervorragend gezeichnet, während die Front zu schmal geraten schien. Ein übriges tun die Spiegelei-Lichter. Trotzdem entschlossen wir uns, ein 996 Cabrio zu ordern. Zufällig hatte das PZR einen Vorführwagen da stehen, der fast unsere gesamten Wünsche abdeckte, plus ein paar Extras wie PCM und Tiptronic.

Nachfolgend also der Erfahrungs- und Leidensbericht.


Setup des Autos:

DBlau metallic, beiges Raffleder, Tiptronic, CD-Wechsler. PCM, Soundsystem, DSP, Sitzheizung, Klima, elektr. Sitze, Funkbedienung, TC, 17"-Räder, 30mm Eibach-Federn (vom PZ eingebaut!), Distanzscheiben v.u.h.,

1. Mängel

An meinem 996 Tiptronic Cabrio, Bj 5/98, waren bisher (seit er in meinem Besitz ist) folgende Mängel festzustellen: Eindrücke:

Das Auto ist recht schick und fällt gut auf. Speziell offen ist die Linie eine Augenweide. Leider (oder Absicht) sieht der 996 nicht so agressiv wie der Boxster aus, fühlt sich dafür wesentlich professioneller an. Der Eindruck im Innenraum ist sehr positiv, schön gestaltet und auf den ersten Blick recht gut verarbeitet. Die Tiptronic ist die beste Automatik, die ich je gefahren habe. Wenn man nicht gerade Rennen fährt, merkt man kaum den Schaltpunkt, der nahezu ohne Zugunterbrechung abläuft. Auch das manuelle Schalten ist sehr angenehm. Die Tiptronic läßt keine Fehlschaltungen zu. Ein Manko ist meiner Meinung nach der sehr kurze erste Gang. Auch wenn ich keine Tiptronic mehr nehmen würde (aufgrund der Sportlichkeit), für einen "normalen" Fahrer ist sie ein Traum.

Die Sitze sind sehr gut und sehr angenehm, allerdings nicht besonders sportlich. Als sehr gut bezeichnen möchte ich die Straßenlage und das Handling in Verbindung mit den Eibach-Federn. Das Original-Fahrwerk fühlt sich für meinen Geschmack zu sehr nach Limousine an. Leider sind die Conti-Reifen nicht gerade toll und meiner Meinung nach sehr laut. Ich habe nun die Pirelli P Zero, die meinem Geschmack besser entsprechen. Leider sei angeblich der Bridgestone R-02 als N3 für die 17"-Felge gar nicht lieferbar. (Meiner Meinung nach einer der besten Reifen überhaupt.)

Der Klang im Innenraum ist nicht übel. Ich bin kein Freund von lauten und brummigen Motoren. Der 996 Cabrio ist wesentlich ruhiger als der Boxster, ganz nach meinem Geschmack. Von außen klingt er allerdings zuwenig nach Boxer-Motor. Eine Sportauspuffanlage wäre da schon notwendig. Das "Klangsystem" im Gegenteil hat seinen Namen nicht verdient. Es klingt einfach schrecklich! Ohne DSP ist es überhaupt nicht anzuhören, mit DSP würde ich es als untere Mittelklasse bezeichnen. Die Höhen zischen und die Bässe klappern fürchterlich. Der CD-Wechsler braucht fast drei Tage, bis eine CD im Laufwerk ist. Für so viel Geld läßt sich definitiv ein wesentlich besseres System anschaffen. Nimmt man das PCM, hat man halt nicht mehr viel Auswahl.
 
Das PCM ist richtig schlecht geraten. Wir waren unterwegs nach Saarbrücken und ich wollte die Autobahn meiden. Bei schönstem Wetter tippten wir also Saarbrücken ein. Das PCM zeigte uns zuerst eine Entfernung von 218km an, was ca. 50km zu wenig wäre. Nach kurzer Rechenzeit sprang die Anzeige auf 320km, was deutlich zuviel ist. Na ja, jedenfalls nahmen wir an, daß das Meiden von Autobahnen vielleicht die Ursache sein könnte und vertrauten auf das System. Erst als wir die Grenze zu Frankreich passierten, wurden wir stutzig. Ich bat meine Frau, den Weg nach Pirmasens zu suchen (liegt auf der Route), da stürzte das System komplett ab und machte keinen Muckser mehr. Wir haben uns dann eine Karte für 12.95 DM gekauft, die uns den Weg zeigte.

Wenn das PCM mal funktioniert, zeigt es allerdings schöne Icons an, auch die Sache mit der Landkarte ist beeindruckend für einen Beifahrer. Es ist etwas langsam und kann schon mal mitten auf der Autobahn sagen: "Bitte wenden". Aber was soll´s, es hat ja nur 6.000.- Mark gekostet.

Das Leder im Innenraum ist sehr dünn und zeigt bereits erste Anzeichen von Rissen. Obwohl es von mir schon mehrmals mit Lederpflege behandelt wurde, scheint die Sonne ihm nicht gut zu tun. Das Raffleder sieht mittlerweile ziemlich ausgeleiert aus. Meine Empfehlung: Die Lederausstattung NICHT nehmen und nachträglich von einem Sattler einziehen lassen. Ist wesentlich billiger und hält besser.

Etwas nervig ist der ziemlich hohe Verbrauch, den der Motor an den Tag legt. Selbst bei sehr verhaltener Fahrweise sind kaum unter 10,5 Liter drin. Im Normalbetrieb liegt mein Durchschnitt bei 13,6 Liter. Wenn´s flott geht, sind locker 20 Liter weg. Auf dem Hockenheimring lag mein Durchschnitt bei 30,5 Liter. Na ja, alles hat seinen Preis.... Dafür braucht der Motor so gut wie kein Öl. Ca. 1 Liter pro 10.000km sind drin, mehr nicht.

Daß die Bremsen erste Sahne sind, dürfte langsam klar sein. Selbst bei 28° auf dem Hockenheimring war nach 40 Minuten Fahrt keinerlei Ermüdungserscheinung festzustellen. Auch wenn es kein Renneinsatz war, die Bremsen sind erstklassig.

Wenn ich so die Berichte über die Baureihe 996 lese, so keimt in mir die Hoffnung auf, daß neuere Baureihen vielleicht mit weniger Mängeln behaftet sind. Sollte ich also bald einen neuen 996 bestellen, dann in diesem Setup:
 

14.10.99 Hier ist die FORTSETZUNG nach dem letzten Werkstattaufenthalt!


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